Donnerstag, 12. März 2020

Buhnen

Ich mag sie!

Auch wenn viele leider inzwischen entfernt wurden.

Schon als Kind habe ich auf den Buhnen gespielt. Habe nach Seesternen gesucht und Krebse gefangen, die ich später wieder in die Freiheit entlassen habe.

Mögt ihr die Buhnen auch?
Habt ihr besondere Erinnerungen an die "Wellenbrecher"?

Meine Erinnerungen habe ich mitgebracht :-)



Ich ging hinunter zum Strand und kam nach ungefähr 50 Metern an der großen breiten Buhne an, auf der ich als Kind für mein Leben gerne Krebse und Seesterne gesucht hatte. Mit Kescher und Eimer bewaffnet, verbrachte ich damals, wenn Ebbe war, unzählige Stunden an diesem Ort. Meinen Fang präsentierte ich anschließend voller Stolz meinen Eltern. Eine Zeit lang blieb der Eimer immer im Schatten hinter unserem Strandkorb stehen, dann entließ ich die Tiere wieder in die Freiheit.


Auch jetzt hatten wir Ebbe, und nachdem ich eine Weile die Kinder beobachtet hatte, wie sie das Gleiche taten wie ich damals, betrat ich selbst die Buhne. Die ersten Schritte machte ich noch langsam und vorsichtig. Erst als sich meine Füße an den glitschigen Untergrund und die scharfen Kanten der Steine und Miesmuscheln gewöhnt hatten, kam ich schneller voran. Plötzlich erinnerte ich mich auch wieder ganz genau daran, an welchen Stellen und in welchen kleinen Höhlen ich damals die größten Krebse gefunden hatte. Neugierig machte ich mich auf den Weg dorthin und war erstaunt, dass es einige von diesen kleinen Höhlen noch immer gab. Zumindest kam es mir so vor, als wären es dieselben. Nachdem ich in die Knie gegangen war, begann ich mit der Suche nach den Meeresbewohnern.



Bis auf einen toten Krebs fand ich in den ersten 30 Minuten nichts. Als ich mir schon Gedanken darüber machte, ob es eventuell daran liegen könnte, dass das Meer heute um einiges verschmutzter war als früher, blickte ich mich um. Rings um mich herum sah ich Kinder, die einen Krebs nach dem anderen aus irgendwelchen Verstecken holten. Andere präsentierten stolz die gefundenen Seesterne, und so war ich mir sicher, dass es ausschließlich an mir liegen musste. Wahrscheinlich hatte ich meinen Blick fürs Wesentliche verloren und nahm mir vor, von nun an intensiver zu suchen.

Voller Stolz holte ich wenige Minuten später tatsächlich den ersten Krebs aus seinem Versteck. Als ich ihn ins Meer werfen wollte, fiel mein Blick auf die Möwen, die erwartungsvoll auf den Steinen saßen. Würde ich den Krebs jetzt und hier ins Meer werfen, wäre er ganz sicher das Mittagsessen von einer der Möwen geworden.

Direkt neben mir stand ein kleiner Junge, der ebenso blond war und einen ebenso braun gebrannten Rücken hatte wie ich früher. Es war dieser typische braune Rücken, der dadurch entstand, weil man stundenlang in gebückter Haltung über die Buhnen huschte. Der Knirps war um einiges jünger als die anderen Kinder, die sich den Tag mit Seetierfang vertrieben. Ein einziger kleiner Krebs war im Eimer des Jungen. So leer sein Eimer auch war, so voller Freude war sein Blick, als ich ihm meinen Krebs in den Eimer setzte.

„Danke. Das ist sehr nett von Ihnen.“

„Gerne. Bist du schon lange am Suchen?“

„Ja, bin ich. Aber irgendwie klappt das bei mir nicht.“

„Wollen wir zusammen auf die Suche gehen?“ Auf eine Antwort wartete ich vergebens. Allerdings wurde ich viel reicher beschenkt, da sein eifriges Nicken von einem freudigen Grinsen begleitet wurde.




Mein kindlicher Kennerblick von damals kam schnell zurück. Innerhalb kürzester Zeit befanden sich zwei weitere Krebse und sogar vier Seesterne im Eimer des kleinen Jungen. Als ich den nächsten Krebs entdeckte und ihn gerade aus seinem Versteck holen wollte, sah ich meinen Partner fragend an.

„Willst du ihn aus der Höhle rausholen?“

„Das kann ich nicht.“

„Klar kannst du das. Ich konnte es doch auch, als ich Kind war.“

„Aber die anderen sagen, dass ich noch viel zu klein dafür bin.“

„Dann wird es Zeit, dass du den anderen das Gegenteil beweist.“ Ich ging zur Seite und deutete mit meinem Zeigefinger dorthin, wo sich der Krebs befand. Der kleine Junge drückte mir den Eimer in die Hand und griff nach dem Kescher. Sehr vorsichtig begann er damit, sein Ziel zu erreichen. Wahrscheinlich, weil der Krebs die Nase voll hatte und genervt war, kam er plötzlich aus seinem Versteck gelaufen. Die Scheren hoch in die Luft gehalten und auf Angriff eingestellt, kam er auf uns zu. Ohne dass ich etwas sagen musste, fing mein kleiner Kumpel den Krebs mit dem Kescher ein und beförderte ihn direkt in den Eimer. Stolz wie Oskar sah er mich an und unsere Suche ging weiter. Von nun an hatte ich nur noch einen begleitenden Part. Ab und an zeigte ich ihm, wo er nachschauen sollte, und gab Tipps, wie man am besten an die Tiere herankam.

Wäre die Flut nicht gekommen und die Buhne somit nach und nach mit Wasser überspült worden, hätten wir bestimmt noch mehr gemeinsame Zeit verbracht. Doch für heute war Schluss. Als wir uns unten am Strand voneinander verabschiedet hatten, lief er stolz zu seinen Eltern hinauf zum Strandkorb. Ganz sicher wollte er dort seinen großen Fang präsentieren, um die Tiere eine kurze Zeit später wieder in die Freiheit zu entlassen.

So hatten wir es besprochen und mit einem Indianerehrenwort besiegelt.



Nicht nur der kleine Junge hatte Spaß gehabt. Auch mir hatte es gutgetan, endlich einmal auf andere Gedanken zu kommen. Als ich bei der Promenade ankam und auf die Uhr sah, war ich erstaunt. Tatsächlich war ich die letzten drei Stunden damit beschäftigt gewesen, Krebse und Seesterne zu fangen.

Erfüllt und zufrieden besorgte ich mir einen Kaffee und setzte mich mit diesem an den Strand.

Und ihr so?
Mögt ihr das Buhnenleben auch?

Liebe Grüße
Ben

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen