… na und?!
Okay, der Satz hat echt nen Bart.
Aber es gibt halt kein schlechtes Wetter, sondern lediglich falsche Kleidung! ;-)Ich jogge total gern. Am Sylter Strand macht es unendlich viel Spaß, auch wenn ich IMMER Gegenwind habe.
Was mein vierbeiniger Freund davon hält?
Das erzählt Jake euch jetzt selbst.
Schnell waren wir durch das Treppenhaus geflitzt und standen jetzt vor
der gläsernen Haustür, durch die wir bereits sehr deutlich die großen Pfützen
erkennen konnten. Pfützen? Eigentlich war die gesamte Insel eine große Pfütze.
Es musste erneut die ganze Nacht durchgegossen haben.
„Warte kurz. Ich muss mein Schuhband fester schließen. Nicht, dass es
beim Joggen aufgeht und ich ins Stolpern komme.“
Moment! Nur kurz für das Protokoll. Du willst bei dem Wetter joggen? Das
hast du noch nie mit gemacht und ausgerechnet heute willst du damit starten?
Bei dem Wetter? Hast du einen an der Waffel? Oder hast du dir heute Morgen
irgendwo den Kopf gestoßen? Mit einem ernsten
Gesichtsausdruck sah ich meinen Menschen an.
„Du siehst nicht begeistert aus. Aber ich muss endlich wieder was für
meine Fitness tun. Ganz bestimmt möchtest du doch ein fittes Herrchen haben.“
Eigentlich gefällst du mir ganz gut so.
„Also, kleiner Mann. Ich werde jetzt am Strand laufen.“ Ben sah mich an
und es schien so, als würde er auf eine Antwort warten.
Dann mach das. Ich komme mit zum Grünstreifen und dann gehe ich wieder
ins Haus. Bens Blick war längst hinaus auf die Straße gerichtet und ich war mir
nicht sicher, ob er mich und meine Gedanken mitbekommen hatte.
„Auf jetzt.“ Mit Schwung hatte Ben die Tür geöffnet und wir gingen
hinaus. Um die Pfützen herumzulaufen, war nicht möglich. Alles war nass, und
wir waren es nach wenigen Schritten ebenfalls. Mich zu schütteln konnte ich mir
auch sparen. Sekundenbruchteile, nachdem ich es eben getan hatte, konnte ich es
erneut machen. Schnell hatte ich begriffen, dass es keinen Sinn machte und
trottete daher mit hängenden Ohren und eingeklemmtem Schwanz, hinter meinem
Herrchen her.
Ohne Leine durfte ich laufen, da es auf den Straßen und Fußwegen
keinerlei Gefahren für mich gab. Wir waren alleine. Die Insel wirkte wie
ausgestorben, und eigentlich wartete ich nur darauf, dass uns die ersten Fische
auf dem Fußweg entgegen schwammen.
Hey, warte mal. Ich habe ein menschliches Bedürfnis. Ich war auf der kleinen Grünfläche stehengeblieben und amüsierte mich
über meine Wortwahl. Konnte man als Hund überhaupt ein menschliches Bedürfnis
haben? Hundliches Bedürfnis klang allerdings reichlich behämmert und so einigte
ich mich mit mir selbst darauf, dass dieses Wort auch für Hunde galt.
„Wo bleibst du denn, Jake?“
Ist ja gut. Gleich bin ich fertig. Nachdem ich
mein viertes Bein wieder auf dem Boden abgesetzt hatte, trotte ich meinem
Herrchen hinterher. Längst hatte ich vergessen, dass ich eigentlich nur bis zum
Grünstreifen gehen wollte. Ob es meine Neugier war, oder tatsächlich die Angst
alleine zu sein, wusste ich nicht. Außerdem war ich sowieso klatschnass. Da
konnte ich auch mit Ben an den Strand gehen und ein Stückchen rennen.
Kaum hatten wir den Strand erreicht, durfte ich mir wieder die Unworte
des Jahres anhören.
„Prima, Jake. Ganz fein machst du das.“
Was genau meinst du? Ich laufe doch nur neben dir her. Echt Ben, erspare
mir diesen Blödsinn doch einfach. Ich war echt genervt. Allein der
Regen war schon kacke genug, und jetzt musste ich mir zusätzlich auch diese
Worte anhören. Worte, die mir in meinen empfindlichen Hundeschlappohren
wehtaten.
Ben lief in Richtung Wenningstedt. Unten an der Wasserkante tat er es,
da der Sand dort fest war. Wir hatten Ebbe, und die vorherige Flut hatte dafür
gesorgt, dass der Strand hier eben und fest war. Langweilig hätte man es auch
nennen können, da es hier wenig für mich zu erschnuppern gab.
Ich hingegen befand mich mitten am Strand. Mit meiner Lakritznase
schnüffelte ich dort, wo die Flut ihre Mitbringsel hinterlassen hatte. Viele
Muscheln und Krebsteile lagen hier, und warum sollte ich durchgehend laufen,
wenn es hier so viele interessante Dinge zu entdecken gab. Nein, dass hier war
viel spannender, als in einem langsamen Tempo hinter meinem Herrchen her zu
laufen.
„Jake. Hey, Jake! Wo bleibst du denn?“ Ben hatte sich umgedreht und lief
rückwärts, während er nach mir rief. „Komm zu mir, kleiner Mann. Ich möchte
dich nicht aus den Augen verlieren.“
Wie bist du denn drauf? Wenn ich einen kurzen Sprint einlege, habe ich
dich doch sofort eingeholt. Dein Tempo ist ja nun wirklich nicht weltbewegend.
Außerdem erkenne ich dich Leuchtkäfer ganz bestimmt auch noch, wenn du bereits
in Wenningstedt angekommen bist. So wie du leuchtest, wahrscheinlich sogar noch
in List. Trotzdem machte ich einen auf braven Hund und sprintete los. Doch nicht
nur das. Als ich auf Bens Höhe angekommen war, sah ich keck zur Seite und lief
im Vollspeed an ihm vorbei. Jedoch nicht, ohne ein paar Meter später einen
Haken zu schlagen und zu ihm zurück zu laufen. Immer wieder lief ich um Ben
herum und sah ihn dabei auffordernd an. Dann sprintete ich wieder voraus und
wartete, natürlich grinsend und im Sand sitzend, auf ihn.
Dass es noch immer stark regnete, hatte ich längst vergessen. Auch, dass
ich Joggen als überflüssig empfunden hatte, war von meinem Zettel gestrichen.
Ich hatte Spaß und dieser wurde noch größer, als Ben endlich bei mir angekommen
war.
Na, du Joggingheld. Brauchst du etwa ein Sauerstoffzelt? Denk daran, du
musst den ganzen Weg auch noch wieder zurück. Klar war es
gemein von mir. Aber schließlich war der ganze Zirkus nicht meine Idee gewesen.
„Boah, bin ich kaputt.“ Ben stand, nach vorne gebeugt und seine Hände in
die Hüften gestützt, vor mir. „Und gleich müssen wir das ganze Stück auch noch
wieder zurück.“
Ich weiß. Obwohl ich grinste, begann mir mein Herrchen
etwas leid zu tun. Ben sah wirklich fix und alle aus. Ob er den Rückweg
überhaupt schaffen würde? Ich war mir nicht sicher und so versuchte ich ihn
etwas aufzuheitern. Ganz nah ging ich an mein Herrchen heran und machte mich
groß. Dann gab ich ihm ein Küsschen und wurde dafür zur Belohnung am Kopf
gekrault. Allerdings nur kurz, da Ben noch immer kräftig durchatmen musste.
„Es nützt ja nichts. Wir müssen zurück. Komm, kleiner Mann. Aber bitte
nicht so schnell.“ Direkt nach seinen Worten lief Ben los. Leider hatten wir zu
allem Überfluss jetzt auch noch Gegenwind, so dass wir eine gefühlte Ewigkeit
benötigten, bis wir wieder am „Sunset“ ankamen.
„Du bist aber gut zu erkennen.“ Eine lachende Frauenstimme riss mich aus
meinen Gedanken und sorgte ebenfalls dafür, dass sich Ben aus seiner erneut
gebückten Haltung aufrichtete.
„Wie meinst du das?“
Du Dussel. Wie wird sie das wohl meinen? So wie du leuchtest, könntest
du als Leuchtfeuer durchgehen. Ich schüttelte meinen kleinen Kopf so sehr, dass
meine Ohren ordentlich schlackerten.
„Ich meine dein Outfit. Hast du Angst, dass dein Hund dich nicht
erkennt?“ Noch immer lachte die fremde Frau, deren Worte lustig und dreist
zugleich waren.
Hey, mach mein Herrchen nicht so blöd an. Allmählich
wurde ich echt wütend. Obwohl sie mit ihren Worten durchaus recht hatte, musste
ich Ben zur Seite stehen. Immerhin ging es diese komische Frau nichts an.
Das Outfit meines Herrchens hat dich ja mal rein gar nichts zu interessieren.
Schließlich sage ich auch nichts dazu, dass du eine rosa Mütze, einen rosa
Schal und dazu auch noch rosafarbene Gummistiefel trägst.
„Viel besser bist du doch auch nicht. Oder ist es wieder angesagt, in
einem Tussi-Outfit herumzulaufen?“
Volltreffer. Du bist schon cool. Na ja, du bist ja auch mein Herrchen. Erwartungsvoll sah ich zu Frau Rosa, wie ich sie eben in meinen
Gedanken getauft hatte.
Und bei euch so?
Verhält es sich ähnlich?
Wer mehr lesen möchte, findest diesen Text im zweiten Buch der Jake-Reihe.
"Jake, Sylter Inselhund - Leinen los!"
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