Montag, 24. Februar 2020

Regenwetter

… na und?!

Okay, der Satz hat echt nen Bart.

Aber es gibt halt kein schlechtes Wetter, sondern lediglich falsche Kleidung! ;-)

Ich jogge total gern. Am Sylter Strand macht es unendlich viel Spaß, auch wenn ich IMMER Gegenwind habe.

Was mein vierbeiniger Freund davon hält?
Das erzählt Jake euch jetzt selbst.


Schnell waren wir durch das Treppenhaus geflitzt und standen jetzt vor der gläsernen Haustür, durch die wir bereits sehr deutlich die großen Pfützen erkennen konnten. Pfützen? Eigentlich war die gesamte Insel eine große Pfütze. Es musste erneut die ganze Nacht durchgegossen haben.

„Warte kurz. Ich muss mein Schuhband fester schließen. Nicht, dass es beim Joggen aufgeht und ich ins Stolpern komme.

Moment! Nur kurz für das Protokoll. Du willst bei dem Wetter joggen? Das hast du noch nie mit gemacht und ausgerechnet heute willst du damit starten? Bei dem Wetter? Hast du einen an der Waffel? Oder hast du dir heute Morgen irgendwo den Kopf gestoßen? Mit einem ernsten Gesichtsausdruck sah ich meinen Menschen an.

„Du siehst nicht begeistert aus. Aber ich muss endlich wieder was für meine Fitness tun. Ganz bestimmt möchtest du doch ein fittes Herrchen haben.“

Eigentlich gefällst du mir ganz gut so.

„Also, kleiner Mann. Ich werde jetzt am Strand laufen.“ Ben sah mich an und es schien so, als würde er auf eine Antwort warten.

Dann mach das. Ich komme mit zum Grünstreifen und dann gehe ich wieder ins Haus. Bens Blick war längst hinaus auf die Straße gerichtet und ich war mir nicht sicher, ob er mich und meine Gedanken mitbekommen hatte.


„Auf jetzt.“ Mit Schwung hatte Ben die Tür geöffnet und wir gingen hinaus. Um die Pfützen herumzulaufen, war nicht möglich. Alles war nass, und wir waren es nach wenigen Schritten ebenfalls. Mich zu schütteln konnte ich mir auch sparen. Sekundenbruchteile, nachdem ich es eben getan hatte, konnte ich es erneut machen. Schnell hatte ich begriffen, dass es keinen Sinn machte und trottete daher mit hängenden Ohren und eingeklemmtem Schwanz, hinter meinem Herrchen her.

Ohne Leine durfte ich laufen, da es auf den Straßen und Fußwegen keinerlei Gefahren für mich gab. Wir waren alleine. Die Insel wirkte wie ausgestorben, und eigentlich wartete ich nur darauf, dass uns die ersten Fische auf dem Fußweg entgegen schwammen.

Hey, warte mal. Ich habe ein menschliches Bedürfnis. Ich war auf der kleinen Grünfläche stehengeblieben und amüsierte mich über meine Wortwahl. Konnte man als Hund überhaupt ein menschliches Bedürfnis haben? Hundliches Bedürfnis klang allerdings reichlich behämmert und so einigte ich mich mit mir selbst darauf, dass dieses Wort auch für Hunde galt.

„Wo bleibst du denn, Jake?“

Ist ja gut. Gleich bin ich fertig. Nachdem ich mein viertes Bein wieder auf dem Boden abgesetzt hatte, trotte ich meinem Herrchen hinterher. Längst hatte ich vergessen, dass ich eigentlich nur bis zum Grünstreifen gehen wollte. Ob es meine Neugier war, oder tatsächlich die Angst alleine zu sein, wusste ich nicht. Außerdem war ich sowieso klatschnass. Da konnte ich auch mit Ben an den Strand gehen und ein Stückchen rennen.




Kaum hatten wir den Strand erreicht, durfte ich mir wieder die Unworte des Jahres anhören.

„Prima, Jake. Ganz fein machst du das.“

Was genau meinst du? Ich laufe doch nur neben dir her. Echt Ben, erspare mir diesen Blödsinn doch einfach. Ich war echt genervt. Allein der Regen war schon kacke genug, und jetzt musste ich mir zusätzlich auch diese Worte anhören. Worte, die mir in meinen empfindlichen Hundeschlappohren wehtaten.

Ben lief in Richtung Wenningstedt. Unten an der Wasserkante tat er es, da der Sand dort fest war. Wir hatten Ebbe, und die vorherige Flut hatte dafür gesorgt, dass der Strand hier eben und fest war. Langweilig hätte man es auch nennen können, da es hier wenig für mich zu erschnuppern gab.

Ich hingegen befand mich mitten am Strand. Mit meiner Lakritznase schnüffelte ich dort, wo die Flut ihre Mitbringsel hinterlassen hatte. Viele Muscheln und Krebsteile lagen hier, und warum sollte ich durchgehend laufen, wenn es hier so viele interessante Dinge zu entdecken gab. Nein, dass hier war viel spannender, als in einem langsamen Tempo hinter meinem Herrchen her zu laufen.

„Jake. Hey, Jake! Wo bleibst du denn?“ Ben hatte sich umgedreht und lief rückwärts, während er nach mir rief. „Komm zu mir, kleiner Mann. Ich möchte dich nicht aus den Augen verlieren.“

Wie bist du denn drauf? Wenn ich einen kurzen Sprint einlege, habe ich dich doch sofort eingeholt. Dein Tempo ist ja nun wirklich nicht weltbewegend. Außerdem erkenne ich dich Leuchtkäfer ganz bestimmt auch noch, wenn du bereits in Wenningstedt angekommen bist. So wie du leuchtest, wahrscheinlich sogar noch in List. Trotzdem machte ich einen auf braven Hund und sprintete los. Doch nicht nur das. Als ich auf Bens Höhe angekommen war, sah ich keck zur Seite und lief im Vollspeed an ihm vorbei. Jedoch nicht, ohne ein paar Meter später einen Haken zu schlagen und zu ihm zurück zu laufen. Immer wieder lief ich um Ben herum und sah ihn dabei auffordernd an. Dann sprintete ich wieder voraus und wartete, natürlich grinsend und im Sand sitzend, auf ihn.



Dass es noch immer stark regnete, hatte ich längst vergessen. Auch, dass ich Joggen als überflüssig empfunden hatte, war von meinem Zettel gestrichen. Ich hatte Spaß und dieser wurde noch größer, als Ben endlich bei mir angekommen war.

Na, du Joggingheld. Brauchst du etwa ein Sauerstoffzelt? Denk daran, du musst den ganzen Weg auch noch wieder zurück. Klar war es gemein von mir. Aber schließlich war der ganze Zirkus nicht meine Idee gewesen.

„Boah, bin ich kaputt.“ Ben stand, nach vorne gebeugt und seine Hände in die Hüften gestützt, vor mir. „Und gleich müssen wir das ganze Stück auch noch wieder zurück.“

Ich weiß. Obwohl ich grinste, begann mir mein Herrchen etwas leid zu tun. Ben sah wirklich fix und alle aus. Ob er den Rückweg überhaupt schaffen würde? Ich war mir nicht sicher und so versuchte ich ihn etwas aufzuheitern. Ganz nah ging ich an mein Herrchen heran und machte mich groß. Dann gab ich ihm ein Küsschen und wurde dafür zur Belohnung am Kopf gekrault. Allerdings nur kurz, da Ben noch immer kräftig durchatmen musste.

„Es nützt ja nichts. Wir müssen zurück. Komm, kleiner Mann. Aber bitte nicht so schnell.“ Direkt nach seinen Worten lief Ben los. Leider hatten wir zu allem Überfluss jetzt auch noch Gegenwind, so dass wir eine gefühlte Ewigkeit benötigten, bis wir wieder am „Sunset“ ankamen.




„Du bist aber gut zu erkennen.“ Eine lachende Frauenstimme riss mich aus meinen Gedanken und sorgte ebenfalls dafür, dass sich Ben aus seiner erneut gebückten Haltung aufrichtete.

„Wie meinst du das?“

Du Dussel. Wie wird sie das wohl meinen? So wie du leuchtest, könntest du als Leuchtfeuer durchgehen. Ich schüttelte meinen kleinen Kopf so sehr, dass meine Ohren ordentlich schlackerten.

„Ich meine dein Outfit. Hast du Angst, dass dein Hund dich nicht erkennt?“ Noch immer lachte die fremde Frau, deren Worte lustig und dreist zugleich waren.

Hey, mach mein Herrchen nicht so blöd an. Allmählich wurde ich echt wütend. Obwohl sie mit ihren Worten durchaus recht hatte, musste ich Ben zur Seite stehen. Immerhin ging es diese komische Frau nichts an.

Das Outfit meines Herrchens hat dich ja mal rein gar nichts zu interessieren. Schließlich sage ich auch nichts dazu, dass du eine rosa Mütze, einen rosa Schal und dazu auch noch rosafarbene Gummistiefel trägst.

„Viel besser bist du doch auch nicht. Oder ist es wieder angesagt, in einem Tussi-Outfit herumzulaufen?“

Volltreffer. Du bist schon cool. Na ja, du bist ja auch mein Herrchen. Erwartungsvoll sah ich zu Frau Rosa, wie ich sie eben in meinen Gedanken getauft hatte.


Und bei euch so?
Verhält es sich ähnlich?
Wer mehr lesen möchte, findest diesen Text im zweiten Buch der Jake-Reihe.
"Jake, Sylter Inselhund - Leinen los!"
https://www.amazon.de/gp/product/B073ZCS1RQ/ref=dbs_a_def_rwt_bibl_vppi_i12


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